Hallo Bernd, wir alle wissen ja, das ein Webmaster auch sein eigenes Foto, zwecks Vertrauensaufbau, auf seine Webseite setzen sollte. Wie genau sollte dieses Foto aussehen bzw. was sind die schlimmsten Fehler die man machen kann?
Hi Götz und Guido,
zuerst einmal ein dickes Lob für Euren Blog. Bei Euch kann man einiges Lernen. Vor allem aber veröffentlicht Ihr sehr regelmäßig neue und abwechslungsreiche Artikel – da werd` ich glatt ein bisschen neidisch. Nun versuche ich gern auf eure Frage einzugehen:
Ihr beiden schließt ja Eure interessanten Textbeiträge ja immer mit dem Satz „Für Ihren Erfolg.“ Das finde ich stark und vor allem kann ich mich dem nur anschließen. Ich bin als Spezialist für Business- und Bewerbungsfotos ebenfalls davon überzeugt, dass meine Fotos in erster Linie so konzipiert werden müssen, dass sie meinen Kunden ERFOLG bei ihrer Unternehmenskommunikation bringen. Wie man dass letztendlich fotografisch umsetzt, ist natürlich von Kunde zu Kunde oder besser gesagt, von Branche zu Branche sehr unterschiedlich.
Das Businessportrait vor „neutralem“ Hintergrund:
Ja, das ist aus meiner Sicht eine sehr gute Methode, sich bei seinen potenziellen Kunden oder Geschäftspartnern als sympathische, aber eben auch kompetente Person zu präsentieren. Ein neutral gehaltener, ruhiger Hintergrund lenkt die Aufmerksamkeit des Bildbetrachters in Sekundenbruchteilen auf die fotografierte Person. Und das finde ich gerade im rasant schnellen Medium INTERNET wichtig! Denn gerade dort müssen Portraitaufnahmen schnell „funktionieren“ und die wichtigsten Kernbotschaften (Sympathie, Vertrauen, Kompetenz, Attraktivität, Professionalität) widerspiegeln. Was ich an vielen Portraits von Selbstständigen vermisse, ist, dass sie die oben genannten Attribute entweder nur unterschwellig oder teilweise überhaupt nicht transportieren. Aus meiner Sicht ist das fatal!
Denn Gesichter stellen ein sehr wichtiges Element in der Unternehmenskommunikation bzw. der Werbung dar. Wenn Ihr euch dazu einfach mal ein paar Magazine in die Hand nehmt und euch dort die einzelnen Anzeigenkampagnen anschaut, wird auch Euch auffallen: Fast keine Werbekampagne kommt ohne Gesicht aus. Das liegt daran, dass die gewieften Werbestrategen schon seit Jahrzehnten wissen, dass Gesichter den Betrachter einer Werbeanzeige viel stärker emotional berühren, als beispielsweise der dazugehörige Text oder das obligatorische Firmenlogo.
Wenn Webmaster sich beispielsweise auf Ihrer „Über Mich Seite“ mit einem starken Portraitfoto präsentieren, ist das mindestens aus zwei Gründen von Vorteil:
1. Das Portrait löst, wie oben beschrieben, beim Besucher eurer Website starke Emotionen aus. Es erregt die Aufmerksamkeit eurer potenziellen Kunden.
2. Das Portrait schafft Vertrauen! Denn wer sich seinen Besuchern zusätzlich mittels Foto zu erkennen gibt, steht im wahrsten Sinne des Wortes zu seinem Angebot!
Jetzt aber endlich zum zweiten, ebenso wichtigen Teil Eurer Frage: Wie sollte ein solches „Webmasterportrait“ aussehen und was sind die schlimmsten Fehler, die man beim Erstellen eines solchen Fotos machen kann?
Fotografie und eben auch die Portraitfotografie, ist spätestens seitdem Sie digital betrieben wird, ein Beschäftigungsfeld für Jedermann. Denn im Prinzip versetzt das digitale Zeitalter beinahe jeden in die Lage, ohne nennenswerten Zeit- oder Kostenaufwand Fotografien in nahezu unendlicher Anzahl zu produzieren.Die Hersteller von Kameras und auch die Anbieter von Bildbearbeitungsprogrammen vermitteln uns, wenn ich es mal salopp auf einen Nenner reduzieren darf, ja auch ganz bewusst folgende Botschaft:
„Digitale Fotografie ist heute so einfach, das man sie noch nicht einmal erlernen muss!“
In der Hobbyfotografie mag das ja noch bedingt zutreffen. Wenn es allerdings darum geht Fotografie erfolgbringend in einem werblichen Kontext einzusetzen, ist sie ausdrücklich kein einfach zu beherrschendes Medium!
Wer macht die besten Businessfotos?
Vielen Betreibern von kommerziellen Webseiten fällt es schlichtweg schwer, die, teilweise sehr deutlichen Qualitätsunterschiede der verschiedenen Anbieter von Businessfotos fachlich zu beurteilen. Für mich steht außer Frage, dass viele Fotografen diesen Umstand (bewusst oder unbewusst) für sich ausnutzen. Ein paar schnelle Schüsse bei einem netten Beisammensein und die bewährten Verkaufsargumente genügen meist, den ahnungslosen Kunden mit höchst bescheidener Qualität zu überzeugen. Um diesem „Qualitätsmissstand“ entgegenzutreten, rate ich auch Webmastern, sich selbst schon vor der Buchung eines Fotografen ein wenig in das Thema „Businessfotografie“ einzuarbeiten.
Ein paar Tipps für Eure zielführende Fotografensuche:
- Macht Euch selbst deutlich, dass Euer Businessfoto ein äußerst wichtiger, visueller Beitrag in Eurer Unternehmenskommunikation darstellt. Das Foto muss beim Adressaten (dem Besucher Eurer Website) positive Assoziationen erzeugen. Ein Businessfoto ist – im Gegensatz zu einem für den privaten Nutzen erstellten Portrait – ein „Werbefoto“ mit eindeutiger Funktion!
- Achtet auf Euer Äußeres. Gekonnt ausgewählte und qualitativ hochwertige Kleidung macht jeden Menschen attraktiver. Ich stelle immer wieder fest, dass dieser, für die Erstellung erfolgreicher Businessfotos, wichtige Aspekt, vernachlässigt wird. Erscheint gut ausgeschlafen, gepflegt und gesund zu Eurem Fototermin.
- Sucht Euch einen Fotografen aus, der sich nachweißlich auf das Thema Businessfotografie spezialisiert hat und die dementsprechenden Fachkenntnisse mitbringt. Das obligatorische Schild „HIER PROFESSIONELLE FOTOS“ im Schaufenster eines Studios oder auf einer Website, ist nicht automatisch ein Garant für qualitativ hochwertige und vor allem erfolgbringende Portraitaufnahmen. Lasst Euch lieber Arbeitsproben von den Fotografen, mit denen Ihr in Kontakt tretet, zeigen. Ein ausgewiesener Könner wird seinen potenziellen Kunden die entsprechende, also themenrelevante, Website mit abwechslungsreichen Bildbeispielen und informativen Texten präsentieren.
- Zeigt selbst das nötige Engagement! Signalisiert Eurem ausgewählten Fotografen schon bei der ersten Kontaktaufnahme wie wichtig der bevorstehende Fototermin für Euch ist. Denn: Ein starkes Businessfoto ist IMMER das Ergebnis einer gemeinsamen und positiven Zusammenarbeit zwischen Eurem Fotografen und Euch selbst.
- Seid bei günstigen Angeboten kritisch! Hochwertige Businessfotos schießt auch der erfahrenste Portraitfotograf nicht auf die Schnelle. Ein Fotograf, der ernsthaft darauf bedacht ist, seinem Kunden ein außergewöhnlich gutes Erfolgsfoto zu produzieren weiß: Jeder Kunde ist ein individueller Kunde und eine neue fotografische Herausforderung!
- Zeit ist ein Qualitätsfaktor! Überprüft unbedingt schon vor der Terminvereinbarung, wie viel Zeit Euch Euer Fotograf für das gemeinsame Erarbeiten Eures Businessportraits einräumt. Im Normalfall ist es ja nun mal so, dass Ihr ungeübt darin seid, unter Blitzlichtgewitter vor einer Kamera zu posieren. Ein Fotograf, der – wohlmöglich ob seines „super günstigen Sonderangebots“ – seinem Kunden nicht die nötige Zeit zum Fotografieren einräumt, ist aus meiner Sicht nicht wirklich daran interessiert, auf einem hohen fotografischen Niveau zu arbeiten.
- Nichts ist schlimmer als Routine! Beim Erstellen von Businessfotos gibt es definitiv keine gängige Methode, mit welcher man dann routiniert Kunde für Kunde „abfotografieren“ kann. Individualität, fotografisches Können, Hingabe, Motivation und Fachwissen sind auch bei der Erstellung Eurer hochwertigen Aufnahmen unverzichtbare Parameter. Ein solches und aus meiner Sicht unverzichtbares „Qualitätspaket“ kauft Ihr niemals mit dem günstigsten Preis ein.
Ich hoffe, dass meine Antwort euch ein wenig geholfen hat in dem etwas spezielleren Segment der Businessfotografie zu recht zu finden und freue mich schon jetzt auf Euer feedback.
Mehr Artikel zum Thema auf meinem Fotografie Blog
Admin: Lieber Bernd, erstmal einen riesen Dank für diese ausführliche Antwort. Die Tipps sind wirklich hochwertig. Für den Otto-Normal-Verbraucher wird es wohl schwer sein, eigene professionelle Fotos anzufertigen. Daher ist es auch eine kluge Entscheidung, seine Businessfotos von einem professionellen Fotografen machen zu lassen, genauso wie man das Design einer Webseite auch von einem professionellen Grafiker erstellen lässt.
Thomas Kleitz meint
Hallo, den Ausführungen von Bernd kann ich nur zustimmen, da man zwar versuchen kann, seine Fotos digital nachzubearbeiten, aber bei dem „Trend“, dem manche folgen, das alles kostenlos sein sollte, bewirkt auch die billige Bearbeitungssoftware genau das Erscheinungsbild. Ich musste selbst die Erfahrung machen. Zumindest auf der „Über mich“ Seite oder auf seiner Startseite sollte ein Businessfoto sein. Ich muss da unbedingt selbst noch meine Hausaufgaben machen 😉
Freundliche Grüße
Thomas Kleitz
Gerhard meint
Hallo Bernd,
professionalität ist gerade im Businessbereich unverzichtbar, den das spiegelt sich eindeutig auch in der Leistung des Unternehmers. Klar stimmt das nicht immer zu 100%, aber ein Profifoto macht bei mir aus Kundensicht einen klar besseren Eindruck, als ein Hobbyfoto. Da gibt es auch gar keinen Zweifel.
Ich habe das auch erkannt und mir ein 2 stündiges Shooting geleistet. Es sind auch teilweise ganz gute Fotos dabei, der Fotograf hat auch aus technischer Sicht sein Handwerk verstanden. Leider war er bezüglich professioneller Anweisungen und Bildaufbau sehr schwach. Ich gebe dir Recht, dass es nicht ganz so leicht ist einen wahren Profi zu erwischen.
Zu den beiden Fotos oben möchte ich folgendes sagen. Die beiden sind professionell abgelichtet, aber wirken auf mich völlig arrogant und unsympathisch. Nicht gerade vertrauenserweckend und eher in Richtung „Finanzabzocker“. Die Körpersprache ist bei dem rechten Foto sehr negativ. Völlig geschlossen und nicht gerade sehr einladend. Ausseerdem eher so von oben herab. Beide haben eher eine finstere Mine und kein lächelkn im Gesicht.
Mich würde jetzt brennend interessieren was ein Fachmann dazu zu sagen hat.
Noch ien Punkt zum Outfit. Ein Anzug mit Krawatte ist nicht unbedingt immer von Vorteil. Bei einem Handwerker ist das einfach zu overdressed. Wäre der rechte Mann ein Handwerker würde die Kleidung sicher nicht zu seinem Job passen. Gerade die „Schlipssträger“ sind zur Zeit eher sehr negativ zu sehen – ich sage nur „Banker“.
Ich habe erkannt, dass das Thema Businessfoto sehr wichtig ist und meine Websiote darauf abgestimmt. Sie ist noch nicht fertig, aber das Grunddesign steht.
Ich würde mich auf ein Feedback sehr freuen:
http://neu.plastikkarten.at
Liebe Grüße
Gerhard
P.S.: Warum ist es so modern bei Portraitfotos die Artem zu verschrenken ??????
Gerhard meint
Sorry – das Tippen auf dem Notebook ist nicht easy. Hier noch einmal das P.S. richtig.
P.S.: Warum ist es so modern bei Portraitfotos die Arme zu verschrenken ??????
Bernd Löber meint
Hallo Gerhard,
vielen Dank für dein konstruktives und ausführliches feedback. Das du sagst die beiden wirken auf dich „völlig arrogant und unsympathisch“ ist garnicht falsch.
Trotzdem sind beide Fotos äußerst erfolgreich, die von meinen Auftraggebern sehr umfangreich – auch im Internet – eingesetzt werden. Der Mensch links ist ein echter WERBER und ja er ist auch extrem erfolgreich in seinem Beruf. Dieser WERBER hat sich von guten 100 Portraitfotos genau dieses Foto ausgesucht, gerade WEIL es polarisiert.
Dieses Foto hat bestimmte Adressaten aus der, wenn ich es etwas abgehoben formulieren darf „abgehobenen Kreativbranche“. Mein Werber hat sich dazu entschieden bei seiner visuellen Kommunikation ganz bewusst einen Steilpass zu spielen. Auch wenn ich hier nicht persönliche Details des – im übrigen sehr sympathischen Menschen – preisgeben möchte: Er kann sich so einen Auftritt tatsächlich erlauben. Ich kenne die Branche doch recht gut, vor allem aber weiß ich was der Mann zu bieten hat. Arroganz ist in der Werbung durchaus ein legitimes Mittel positive Emotionen zu erzeugen.
Arroganz macht an, macht neugierig.
Ein Abzocker würde sich im übrigen auch nicht so fotografieren lassen wie die beiden. Im Gegenteil – die Herren Banker und Co. sind doch recht oft bemüht, uns zuerst ihr Zahnpastalächeln und dann die nicht ganz so dollen Kredite zu „verkaufen“. Zum Menschen rechts kann ich nicht so viel preisgeben, außer dass er sich in einem recht elitären Geschäftsfeld bewegt. Beider Fotos „funktionieren“ aus meiner und aus Sicht der beiden Kunden sehr gut. Das Foto links ist das mit Abstand am meisten aufgerufene Foto auf meiner Website. Kein anderes Foto wird von meinen potenziellen Kunden so oft erwähnt, wie dieses. Es haben mich mindestens 25 Kunden für ein shooting gebucht, nur weil sie dieses Foto auf meiner Website sahen.
Das ist jetzt nicht so dahingeschrieben um dieses Foto zu legitimieren. Mir geht es nur darum darzulegen, wie variabel man das Ganze gestalten kann oder sogar muss. Ich werde in den nächsten Tagen noch etwas mehr dazu schreiben – versprochen – würde mich aber freuen, wenn sich an dieser Stelle auch andere äußern.
Zum 2ten Teil deiner Frage kann ich nicht so viel schreiben. Aus meiner Sicht ist da weder etwas modernes, noch unmodernes drin zu sehen. Es geht mir eigentlich auch bei solchen Sachen wie Armhaltung, Körperhaltung etc. nur um die Frage: Wer macht was, für wen, warum??? Funktioniert es, oder funktioniert es nicht. Was bewirkt es bei den Adressaten. IN WELCHEM KONTEXT WIRD DAS FOTO EINGESETZT??? Ich freue mich auf eure Antworten!
lg
Bernd
Fabio meint
Hallo,
Als Leihe der Fotografie, kann ich Bilder nicht wie ein professioneller Fotograf beurteilen. Deshalb lasse ich Bilder einfach nur auf mich wirken. In diesem Prozess werden dann Emotionen übermittelt, die mir dann automatisch eine Meinung zu diesem Bild freisetzen.
Ich schließe mich der Auffassung von Gerhard an, dass die beiden Bilder „arrogant“ wirken.
ABER:
Businessfotos MÜSSEN extrem auffallen bzw. emotionalisieren. Zum Teil sind Werbestrategien großer Unternehmen auf Businessfotos übertragbar. Sie kennen sicherlich alle TV Werbespots, wo Sie feststellen müssen, dass die Firma des zu verkaufenden Produkts eine eher überhebliche bzw. arrogante Methode verwendet.
Doch diese Emotionen, die wir in einem Bild oder Werbespot übermittelt kriegen, haben einen hohen Widererkennungswert. Arroganz bzw. Überheblichkeit lassen sich nachweisbar gut verkaufen. Auf diese Strategie verlassen sich auch bekannte und sehr umsatzstarke Firmen wie Burger King –„ weil’s besser schmeckt“ wie auch Nespresso – „what else?“
In diesen frechen, leicht überheblichen oder auch arroganten Werbeslogans waren sich die Werbegenies einig, dass es genau so gut ankommt und es sich gut verkaufen lässt. Womit sie auch Recht behalten haben. Deshalb bin ich der Meinung, dass die oben zu sehenden Fotos sehr gut gelungen sind.
Fabio meint
P.S: ich bin 18 Jahre alt und interessiere mich sehr für die Marketingbranche. Deshalb möchte ich im Jahr 2012 eine Ausbildung im Marketingbereich anfangen. Mein Vater Bernd hat mir daraufhin u.a diese Seite empfohlen, um mehr über das Thema Marketing zu erfahren.
Auf Grund meines Alters wäre ich sehr verbunden, wenn mir eventuelle Fehler in meinem Beitrag „verziehen“ werden 🙂
Großen Dank im vorraus
lg
Fabio
Lasse meint
Endlich mal ein guter Post, besten Dank. Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Generell finde ich den Blog leicht zu verstehen und bequem zu lesen.